Jozef Vervoort
Wie alles begann: Interview mit dem Gründer Jozef und seiner Tochter Astrid
Der gemeinnützige Verein Atlantis wurde mit dem Ideal gegründet, so vielen Menschen wie möglich mit der Methode zu helfen, die auch Jozefs Sohn geholfen hat. In dem Institut in Sint-Truiden wenden Jozef, Astrid und ihr Team eine Therapie an, die das Gehirn über das Ohr stimuliert.
Jozef, diese Methode ist umwälzend. Wie kamen Sie zu dieser Auditiven Hirnstimulation?
Mein Sohn wurde mit Sauerstoffmangel geboren, weil er während der Geburt zu lange im Geburtskanal stecken geblieben ist. Als er auf die Welt kam, sah er ganz grau aus. Meine Frau und ich waren in Panik, aber es gelang der Hebamme dennoch, ihm einen Schrei zu entlocken.
Sie beruhigte uns und sagte, der spitze Kopf und die seltsame Farbe würden ganz verschwinden. Ihre Behauptung stellte sich als wahr heraus, denn nach ein paar Tagen sah Bart wie ein ganz normales Baby aus. Unsere Freude war unglaublich, aber das Kind entwickelte sich leider nicht so, wie es sollte. Wir beschlossen, das Kind von Professor De Clerck, einem Neurologen in Gent, untersuchen lassen.
Er diagnostizierte bei ihm Sauerstoffmangel im Gehirn. Wir reden hier über das Jahr ’67, also gab man uns den Rat: Stimulieren Sie Ihr Kind, so gut Sie können. Damals gab es nicht so viele Therapien, also versuchten wir, ihn zum Krabbeln zu bewegen wie die anderen Kinder, seine Arme und Beine zu beugen…
Leider entwickelte sich Bart nur sehr langsam. Mit fünfeinhalb Jahren sprach er erst ein einziges Wort. Ich versuchte, meinen Sohn so viel wie möglich motorisch zu stimulieren, aber ich wusste auch, dass ich in meinen Bemühungen ziemlich eingeschränkt war. Ich dachte oft: “Wenn ich nicht irgendwie seinen Schädel öffnen kann, dann befürchte ich, dass es keine großen Fortschritte mehr geben wird”.
Ich war Schulleiter einer belgischen Garnisonsschule in Euskirchen (Deutschland) und noch dazu der Zweitjüngste des Lehrkörpers. Es war eine große Schule mit 810 Schülern. Bart ging dort in den Kindergarten. Ich hatte eine spezielle Fortbildung zum Heilpädagogen absolviert, zur Betreuung von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen und (Lern-)Schwierigkeiten.
Ich habe sie in die Regelschulklassen integriert, wie es die damalige Regierung vorschrieb. Das Leben ging seinen normalen Gang und die Lehrerin freute sich, Bart in ihrer Klasse zu haben. Sie störte sich nicht an ihm; er war ein lieber, ruhiger Junge mit einer lebhaften Fantasie, aber in der Klasse entfaltete er kaum Aktivität. Und dann kam der Tag, an dem der Schulpsychologe mir das Buch “Education et dyslexie” [etwa: Schullaufbahn und Legasthenie] von Professor Tomatis in die Hand drückte, einem französischen Hals-Nasen-Ohrenarzt, der beschrieb, wie er eine Methode entwickelt hatte, die auf erstaunlich einfache Weise funktionierte und deren Ergebnisse gelinde gesagt bemerkenswert waren. Zwei Monate später beschlossen wir nach reiflicher Überlegung, nach Frankreich zu gehen und die Therapie während der Ferien unter strengster Geheimhaltung zu absolvieren.
Ich konnte mir einen Gesichtsverlust als Direktor der Schule nicht leisten. Sie hätten mich dort einfach vor die Tür gesetzt. Mit der Zeit bemerkten wir Unterschiede, aber der entscheidende Moment kam, als Barts Lehrerin am dritten Tag nach den Ferien in mein Büro stürmte und fragte, was ich mit meinem Sohn gemacht hätte. Sie stellte diese Frage immer wieder und sagte schließlich: “Er reagiert schneller, ist wacher und macht jetzt sogar mit den anderen Kindern mit. Auch im Spiel ist er aufgeweckter." Jetzt konnte ich mich öffnen, denn die Lehrerin hatte die gleichen Veränderungen festgestellt, die ich und meine Frau bemerkt hatten.
Ich beschloss, mich mit dieser Methode, die meinen Sohn gerettet hat, intensiv zu befassen und so vielen Kindern wie möglich damit zu helfen. Schließlich kann man als Betroffener am besten spüren, was Eltern mit Problemkindern durchmachen. Ich habe mir geschworen, die Therapie in positiver Weise fortzuführen und sie weiter zu verbreiten. Das ist es, was ich heute bei Atlantis tue.
Wie geht es Bart heute?
Bart geht es jetzt sehr gut. Er musste das erste Schuljahr wiederholen, aber im Laufe von drei Jahren Therapie hat er alles nachgeholt. Er spricht jetzt sogar fließend drei Sprachen und ist Vater von Zwillingen. Er arbeitet hart und verbissen und bittet nie um Hilfe!
Astrid, wie sind Sie zu dieser Geschichte gekommen?
Ich bin im Zentrum aufgewachsen und habe bereits im Kindesalter die Auswirkungen der Therapie hautnah miterlebt. Daher wusste ich schon sehr früh, dass die Arbeit mit dieser fantastischen Methode mein Traum war und brannte darauf, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Ich bin hier aufgewachsen, lernte von Kindheit an die Kniffe des Fachs und mein Vater hat mich mit seiner Begeisterung angesteckt.
Außerdem war ich der allererste Tomatis-Fötus, denn meine Mutter hat die Therapie während der Schwangerschaft erhalten. Manchmal kann man wirklich dazu bestimmt sein, ein Lebenswerk fortzusetzen, und genau diese Berufung empfinde ich.
Da ich mit dem gleichen Helfersyndrom wie mein Vater geboren bin, bereitet es mir eine große Befriedigung, sowohl Kindern als auch Erwachsenen zu helfen, das volle Potenzial ihrer Fähigkeiten zu entfalten.
Ich habe das Glück gehabt, jemanden zu treffen, der meine glühende Leidenschaft teilt. Didier, mein Mann, ist unser beider rechte Hand. Er wirkt an der Ausbildung mit, ist für die Ausrüstung zuständig und managt das weltweite Netzwerk von Therapeuten.
wussten sie schon....
Wussten Sie schon...
…dass die Auditive Hirnstimulation auch in einigen Schulen eingesetzt wird? In Belgien, Deutschland und Polen arbeiten viele Schulen mit dieser Methode. Jeden Tag widmet die Schule eine Unterrichtsstunde der Auditiven Hirnstimulation. Das sorgt dafür, dass die Schüler sich besser konzentrieren können, schneller Mathe, Lesen und Schreiben lernen. Außerdem steigert sich das Wohlbefinden der Schüler. Eine Schule in Dolgelin (Deutschland) hat deshalb sogar beschlossen, ihren Namen in "Jozef Vervoort Grundschule“ zu ändern! Dies geschah, um Jozef für sein Engagement für die Entwicklung von Kindern zu danken!